Die Rabenkrähe darf im Land Bremen nicht, wie im umliegenden Niedersachsen, bejagt werden. Dies führte in den letzten Jahrzehnten zu einer starken Zunahme der Rabenkrähen in Bremen, bis schließlich der Tragbestand, also die maximal mögliche Populationsgröße, erreicht wurde. Diese liegt bei ca. einem revierinhabenden Krähenpaar je 100 ha. In Folge dessen wurde der Druck der reviersuchenden Krähen auf das Stadtgebiet Bremens immer größer, so das die Rabenkrähe im Stadtgebiet heute überall häufig vorkommt, was nicht ohne Folgen für die Menschen bleibt. Die Reviergröße ist in der Stadt kleiner.
Damit kommen in der Stadt Bremen bei einer Fläche von 325,42 qkm also mindestens 3250 Krähenpaare und damit ca. 6500 revierinhabende Rabenkrähen vor. Jedes Krähenpaar zieht im Durchschnitt in einem guten Jahr vier Jungvögel groß, wodurch pro Jahr noch einmal bis zu 13.000 Rabenkrähen durch Zuwachs dazukommen. Da nun nicht für alle Krähen genügend Platz da ist, denn die Reviere sind ja bereits belegt, bilden sich große Junggesellenschwärme aus den nicht revierinhabenden Krähen. D. h. das sind nicht alles junge Krähen, sondern alle, die keinen Partner und damit kein Revier haben. Die Anzahl der "Junggesellen" schwankt stark. Man geht aber davon aus, dass es sich um ein Mehrfaches der revierinhabenden Population handelt. Wir schätzen, dass die Anzahl der in Bremen auftretenden Rabenkrähen je nach Jahreszeit zwischen 20.000 und 40.000 schwankt.
Die Rabenkrähe ist ein Generalist. d. h. sie frißt das, was am leichtesten verfügbar ist und ernährt sich sowohl von tierischer wie von pflanzlicher Kost. Abgesehen hat sie es aber auf die Energieträger. Dabei stehen Insekten, Eier, Jungvögel, Mäuse bis hin zum Junghasen ganz oben auf der Speiseliste. Wirtschaftlicher Schaden entsteht in der Landwirtschaft durch aufgehackte Silofolien und Schadstoffeinträge auf Wiesen und Weideflächen von der Mülldeponie. Durch das in den letzten 20 Jahren entstandene starke Auftreten der Rabenkrähe trägt diese massiv dazu bei, dass die Beutetiere einem ständigen Stress ausgesetzt sind und an Verlusten an Gelegen und Nachwuchs leiden. Dies ist weder für die geschützten Arten noch für unser Niederwild - beide Gruppen leiden unter der zunehmend intersiveren Landwirtschaft - zu akzeptieren.
2014 wurde ein Versuch mit 10 künstlich angelegten Entennestern durchgeführt. Die Nester wurden an verschieden Standorten, an denen die Stockente auch regulät brütet, nachts bei Dunkelheit angelegt, damit die Krähen diesen Vorgang nicht beobachten konnten. Von Uferbereichen in Waldstreifen, unter Binsen an Gräben bis hin zur Offenlandstruktur auf Wiesen reichten die Gelegestellen. Das "Gelege" bestand aus Stockenteneiern, die frisch von einer Hofstelle aus aufgegebenen Entennestern zur Verfügung gestellt wurden. Die "Gelege" wurden mit Entendaunen bedeckt und so getarnt, so wie es die brütende Ente macht, wenn Sie zwei mal täglich das Nest zur Nahrungssuche während der 28-tägigen Brutzeit verläßt. Alle Nester wurden mit Wildkameras überwacht.
Das Ergebnis überraschte alle Beteiligten. 100% Prädationsrate! Innerhalb von wenigen Stunden bis hinzu maximal drei Tagen dauerte es, bis alle Gelege prädiert waren. In 80% der Fälle war die Rabenkrähe Erstprädator! In einem Fall der Mäusebussard. Ein Fall konnte wegen technischer Schwierigkeiten nicht aufgezeichnet werden.
Bissspuren an Eierschalen sagen wenig aus, da die Nester von mehreren Prädatoren heimgesucht werden können. Den Krähen folgten bspw. Baummarder und Ratten. Später hat man mehrere Bissspuren an dem Gelegeresten, ohne zu wissen, wer als erstes dort war.
Künstliche Gelege sind eine Sondersituation! Hier gibt es keinen verteidigenden Brutvogel. Die meisten Wiesenbrüter können sich gegen die Rabenkrähen verteidigen. Dennoch ist die Stuation nicht ungewöhlich, da morgens und abend für ca. 30 Minuten die Ente das Gelege zur Nahrungssuche verläßt. Meistens sind die Krähen aber zu zweit oder mit mehreren vor Ort. Da wird es auch für energisch verteidigende Brutvögel schwierig. Auch andere Prädatoren werden bei dem Verteidigungskampf auf das Gelege aufmerksam. Dem Brutvogel kostet das viel Energie.
Alljährlich machen die Landwirte die gleichen Beobachtungen auf den Grünlandflächen des Landes Bremen. Werden die Wiesen gemäht und geht der Landwirt dabei richtig vor, haben Jungtiere die Chance, die zu mähenden Flächen zu verlassen. Das wissen auch die Rabenkrähen. Und so werden die Mähfahrzeuge von den Krähen wärend der Arbeit intensiv begleitet. Schnelll finden sich mehrere Krähen vor Ort ein. Glingt es jetzt einem Junghasen die noch zu mähende Fläche zu verlassen und gerät er dabei auf die frisch gemähte Fläche, ist er schnell Opfer der Rabenkrähen.
Das Vorgehen der Krähen ist dabei brutal. Mit mehreren hacken sie solange auf die Junghasen ein, bis diese regungslos liegen bleiben. Dabei werden zuerst die Augen ausgehackt. Dann beginnen Sie den Junghasen zu fressen, obwohl er noch nicht tot ist. Von solch einem Vorgang berichtete Ingo Meyer jüngst im Mai 2015.
Die Rabenkrähe darf in Bremen nicht bejagd werden, tritt sehr häufig auf und nimmt im weiter zu.
Die Rabenkrähen gehören zu den sehr intelligenten Vögeln. Sie erreichen ein Alter von bis zu 20 Jahren und können sich bestimmte Ereignisse oft über mehrere Jahre merken. Sie registieren genau, wo kein Jagddruck herrscht und bevorzugen diese Regionen. Daher kommen viele Rabenkrähen aus dem niedersächsischen Umfeld nach Bremen. Die Jagd kann hier schnell ein "Gleichgewicht" schaffen und eine Art Vergrämungseffekt herbeiführen. Dies wirkt auf die Junggesellenschwärme. Gleichzeitig können die revierinhabenden Rabenkrähen in bestimmten Bereichen gezielt entnommen werden. Dies gilt für die Bereiche, in denen geschützte Arten durch die Krähen bedroht werden können. Eine Bejagung der Rabenkrähen würde nur punktuell erfolgen und den Bestand in keiner Weise gefährden. Sie würde den Prädationsdruck auf die Beutetierarten reduzieren und kann dazu beitragen, dass der Druck auf das Stadtgebiet Bremen nachläßt, weil das Umland für die Krähen nicht mehr attraktiver ist wie das niedersächsische Umland. Der Anziehungeffekt würde ausbleiben. Keine neuen Krähen aus Niedersachen mehr im Umland, die kein Revier finden, keine weiteren Krähen in der Stadt.