04.12.2022
(Berlin, 28. November 2022) Das Europäische Parlament hat in der vergangenen Woche die EU-Kommission in einer Resolution aufgefordert, die Wolfsstrategie neu zu bewerten und die ansteigenden Bestände zu berücksichtigen. Demnach soll unter anderem umgehend ein Verfahren in Gang gesetzt werden, das zum Ziel hat, den Schutzstatus des Wolfes in der FFH-Richtlinie herabzustufen – von "streng geschützt" auf "geschützt". Ziel ist es, den Wolf stärker zu regulieren, da er nicht mehr vom Aussterben bedroht ist. Die Resolution ist nicht bindend, der Deutsche Jagdverband (DJV) wertet sie allerdings als richtungsweisend. Die aktuell veröffentlichten Zahlen des Bundesamtes für Naturschutz belegen, dass die Wolfsbestände in Deutschland weiter anwachsen – und damit auch die Risse von Schafen, Pferden und Kühen. "Die EU-Kommission muss jetzt entsprechend handeln und den Mehrheitsbeschluss der gewählten Vertreter aus den Mitgliedstaaten berücksichtigen", sagte DJV-Vizepräsident Helmut Dammann-Tamke. Die Resolution zielt unter anderem auf eine wirksame Unterstützung der Weidetierhaltung ab. Sie fordert auch eine Überarbeitung des Schutzstatus des Wolfes in Europa. Einen Änderungsantrag, die Jagd als Managementinstrument unter den Ausnahmen nach Artikel 16 der europäischen Naturschutzrichtlinie zu verbieten, wurde erfreulicherweise abgelehnt.
Der DJV fordert die Bundesregierung auf, das Signal aufzunehmen und die Weichen für ein "regional differenziertes Bestandsmanagement" jetzt zu stellen, wie es im Koalitionsvertrag festgeschrieben ist. Der DJV weist darauf hin, dass dies schon jetzt europarechtskonform möglich ist und fordert darüber hinaus eine Herabstufung des vor 30 Jahren festgelegten Schutzstatus für den Wolf. Dieser muss sich an den seither dramatisch angewachsenen Bestände orientieren. Nach Angaben der Weltnaturschutzunion IUCN gilt der Wolf in Europa heute mit rund 19.000 Tieren als ungefährdet. Laut DJV braucht Deutschland eine ökologische Raumplanung für den Wolf. Rudel dürfen sich im urbanen Bereich, entlang von Deichen oder im alpinen Bereich nicht ansiedeln. Sollten Sorgen und Ängste der betroffenen Bevölkerung weiter ignoriert werden, geht die Akzeptanz für den Wolf weiter verloren. Bereits heute leben beispielsweise in Brandenburg – dem Bundesland mit den meisten Rudeln – mehr Wölfe als im 18-mal größeren Schweden.