Durch bestimmte politische Kreise ist unsere Jagd in den letzten Jahren flächendeckend zunehmend unter Druck geraten. Es werden Jagdgesetze und Jagdzeiten verändert, die Listen der jagdbaren Arten reduziert, das Jagdrecht unterhöhlt, Kontrollen verschärft und Gebühren erhöht, die ordentliche Jagd mit dem Hund und mit der Falle teils unmöglich gemacht. Jagdgegner organisieren sich sehr professionell und betreiben eine erfolgreiche Negativpropaganda basierend auf falschen Informationen gegen die Jagd.
Dies kann alles nur auf nahrhaften Boden fallen, weil wesentliche politische Entscheidungen heute vorrangig von in Städten lebenden Menschen getroffen werden. Vielen Menschen ist heute aufgrund der umfeldbedingten Naturferne ihres Lebensmittelpunktes leider nur ein unzureichendes Teilwissen über unsere Natur in unserer Kulturlandschaft – und damit auch der Jagd - verfügbar. Wesentliche persönliche Erfahrungen in Naturräumen fehlen oftmals. Die Menschen versuchen dies häufig durch eine verstärkte Harmonie- und Schutzeinstellung gegenüber Naturbelangen zu kompensieren. Dabei kann der Faktor Jagd - falsch kommuniziert - leicht als störend empfunden werden. Darauf setzen die Jagdgegner. Um jetzt in naturbezogenen Fragen entscheidungsfähig zu werden, wird häufig vorhandenes Teilwissen mit dem leichtfertig verfügbaren, nicht immer erkennbar ideologisch geprägten Falschinformationen kombiniert. Ergebnisse können jetzt nur jagdkritisch sein. Unsere Entscheiderebene ist manipulierbar.
Setzt die Öffentlichkeitsarbeit unserer Jagdorgane hier richtig an?
Können wir überhaupt aufgrund der wesentlich geringeren PR-Budgets gegenüber anderen Naturschutzverbänden die notwendige Strahlkraft erreichen? Ich glaube nicht wirklich! Wir brauchen den Rückenwind der Politik. Und das ist im Prinzip ganz einfach, diesen zu bekommen. Die Jagd ist nämlich nicht schlecht, sondern gut!
In der Jagd liegt eine Chance - kein Risiko!
Wir Jäger bieten unserer Politik eine riesige Chance, die bisher gar nicht erkannt wurde und schon gar nicht kommuniziert worden ist. Es gab 2014 mehr als 369.000 Jäger in Deutschland – mit steigender Tendenz. Jeder dieser Jäger ist ausgebildeter Naturschützer, der am Erhalt und der nachhaltigen Nutzung unserer Natur interessiert ist. Jeder ist erfahren im Umgang mit der Natur. Jeder kann - und viele machen es schon – Naturpädagogik betreiben und bringen uns „entnaturten“ Menschen die Natur wieder näher. Auch wenn sich sicherlich nicht jeder Waidmann in der Lage sieht, dieser Möglichkeit nachzukommen, liegt hier doch ein riesiges Potential nicht genutzter Naturbotschafter und nicht vermittelten Naturwissens.
Hier ist die Politik gefordert, sich dafür einzusetzen, dass unseren Bürgern der Zugang zu diesem Naturwissen geöffnet wird. Hier ist die Politik gefordert, die Jäger darin zu unterstützen, um optimal Mensch und Natur zusammen zu führen. Hier ist die Politik gefordert, den Jäger als Partner aus der Gesellschaft für die Gesellschaft zu verstehen und zu vermitteln. Jede Chance, die nicht genutzt wird unseren Bürgern die zu schützende Natur nah zu bringen, ist ein Schlag gegen den Naturschutz. Der Mensch schützt nur das, was er kennt und schätzt. So ist es ganz klar. Jagd und Gesellschaft gehörten und gehören zusammen. Die Politiker, die dies nicht erkennen, wenden sich gegen das Naturschutzinteresse unserer Bürger, weil sie naturschutzrelevante Strukturen unserer Gesellschaft nicht nutzen, sondern schwächen oder zerstören wollen.
Wir müssen aus dem Schatten heraustreten!
Ich jedenfalls fordere die Politik unseres Landes auf, die Jagd, die Jäger und die Landesjägerschaften als anerkannte Naturschutzorganisationen als wichtiges Element in der Naturschutzpolitik und in der Naturpädagogik zu berücksichtigen. Wir erzielen sofort eine Win-Win-Win-Situation. Die Bürger haben sofort Strukturen mit 370.000 neuen Ansprechpartnern für Naturschutzfragen und gewinnen so mehr Naturnähe. Die Politik unterstützt Naturpädagogik auf Basis von gesellschaftlichen Verbände- und Vereinsstrukturen, fördert das ehrenamtliche Engagement und gewinnt folglich in der Wählergunst. Der Jäger steht da wo er hingehört - im Mittelpunkt der Gesellschaft - und kann seine Kraft für Natur und Gesellschaft einsetzen, ohne sich in unnötigen Selbsterhaltungskämpfen aufreiben zu müssen.
Noch ist es nicht zu spät!
Je länger wir warten, desto unmöglicher wird es allerdings, die hervorragende Chance, unsere Mitmenschen über den Jäger als gesellschaftlich anerkannten Naturschützer wieder näher an die Natur zu bringen, auszuspielen. Wir brauchen eine 180°-Kehrtwende in der Politik! Unterstützung statt Kritik! Verständnis statt Desinformation! Interesse statt Ignoranz! Chance statt Problem! Die Jäger jedenfalls stehen bereit. Die aktuelle Aktion des DJV „Natur erleben“ bspw. geht genau in diese Richtung.
Jäger und Jagdverbände sollten in diesem Sinne auf die Politik wirken und den Ansatz auf allen Ebenen kommunizieren. Auch wir benötigen eine Wende. Nämlich mit solchen Chancen offensiver umzugehen. 370.000 Botschafter für eine Chance! Da bewegt sich doch was!
Marcus Henke
Vizepräsident der Landesjägerschaft Bremen e.V.