Aufgrund der der Landesjägerschaft vorliegenden und auf Plausibilität geprüften SCALP-Protokolle der Augenzeugen, denen der Wolf in Borgfeld am Morgen des 28.01.2017 zwischen 08:00 und 09:00Uhr begegnet ist, konnte die beobachtete Laufstrecke auf einer Karte dargestellt werden. Das Merkwürdige daran: Der Wolf kam aus dem Gewerbegebiet Haferwende und er verschwand dort auch wieder - und er ist offensichtlich verletzt worden.
Ein solches Szenario sorgt normalerweise beim kundigen Wildbiologen für das Klingeln aller Alarmglocken! In Bremen ist es Realität! Ein Wolf hat im dicht besiedelten urbanen Raum grundsätzlich nichts verloren. Ist der Wolf ernsthaft verletzt, ist die potentielle Gefahr die von ihm als "Wildtier" ausgeht sowieso unkalkulierbar.
Mehrere Augenzeugen haben sehr detailliert ihre Beobachtungen geschildert. Die Schilderungen erfolgten alle unabhängig voneinander. Die Landesjägerschaft Bremen fügte dann die auf SCALP-Protokollbögen gemachten Angaben zu einem graphischen Gesamtbild. Alle Angaben passen wie die Teile eines Puzzle ineinander. "Auf diesem Wege können wir viel mehr erfahren als wenn wir nur die Einzelangaben betrachten" sagten Marcus Henke, Vizepräsident und Ansprechpartner für das Thema Wolf bei der LJB. Sieben Einzelprotokolle beschreiben damnach den Laufweg des Wolfes.
Der Wolf wurde das erste mal gesehen, als er das Gewerbegebiet Haferwende in Richtung Lilienthal verließ. Die nächsten Beobachtungen erfolgten in den Wiesen hinter dem Lehester Deich. Von dort kehrte der Wolf nun aber erstaunlicher Weise zurück in das Gewerbegebiet. Dazu benutzte er den Jan-Reiners-Weg, einen von vielen Lilienthalern täglich frequentierten Radweg. Er querte dabei abermals den vierspurigen Autobahnzubringer. Bis hierhin wirkte das Tier ruhig und gelassen, zeigte keine Angst und verhielt sich ziemlich unbeeindruckt von dem ihm umgebenden Verkehr. Dann verliert sich die Spur und der Wolf taucht Minuten später hinter der Waschstraße SAUBER in der Haferwende wieder auf. Er wirkt gehetzt und die Zunge hängt weit heraus. Er passiert in 2 Metern Abstand das Auto einer Augenzeugin. Diese erkennt aus nächster Distanz deutlich eine Verletzung am Hinterlauf im Bereich der Keule. Hier befindet sich offensichtlich eine handtellergroße Wunde. Der Wolf verschwindet über einen Bürogebäudeparkplatz auf eine Wiese Richtung Horn. Darauf wird der Wolf in sehr abgehetztem Zustand von der Werner-von-Siemens-Straße kommend an der Lilienthaler Heerstraße stadtreinwärts gesehen wie er diese quert, um dann in der Straße "Im Leher Felde" wieder Richtung Gewerbegebiet zu verschwinden.
Warum er sich im Gewerbegebiet aufhielt und wo der Wolf jetzt ist liegt im Bereich der Spekulation. Auf jeden Fall sollten wir uns von der Illusion befreien, dass der besiedelte oder auch städtische Raum für Wölfe uninteressant ist. Im Gewerbegebiet Haferwende leben bspw. viele Kaninchen. Deckung ist auch vorhanden. Das Gebiet ist relativ ruhig. Unsere Siedlungen bieten Haustiere, Futternäpfe, Wildtiere und allerlei mehr, was fressbar ist. Warum sollte das alles für einen Wolf nicht interssant sein, wenn vom Menschen gar keine Gefahr droht? Wir brauchen in Bremen dringend politische Entscheidungen über Regulierungsinstrumente, Ansprechpartner, Entscheider und Kommunikationskanäle bevor etwas ins Auge geht. Aktuell haben wir all das nicht. Wir haben nur Glück gehabt.
Hier finden Sie die Karte mit den Darstellungen des Laufweges des Wolfes.